Wie reduziert man den Verschleiss?

Viel Leute denken beim Thema Abnutzung in erster Linie an den Motor. Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit:

Autos haben wie alle beweglichen Gegenstände Verschleiss, d.h. sie nutzen sich ab. Bedingt durch die hohen Kräfte (Beschleunigung und Abbremsung von bis zu maximal 3’500kg auf 120 km/h oder mehr) ist diese Abnutzung nicht unerheblich.

Bildlich kann man sich dieses Maximalgewicht als das Gewicht von 46 durchschnittlichen Erwachsenen oder 20 Rindern vorstellen. Mit dem grossen Unterschied, dass die Bewegungsenergie nicht direkt proportional mit der Geschwindigeit zunimmt, sondern im Quadrat. Wenn also 20 Rinder mit 20km/h unterwegs sind, entspricht ihre Bewegungsenergie gegenüber dem eingangs erwähnten Fahrzeug (mit 120km/h) nicht einem Sechstel (120 : 20), sondern einem Sechstel im Quadrat. D.h. die kinetische Energie des Fahrzeuges mit 120km/h ist gleich hoch wie die von  36 x 20 Rindern, also 720 Rindern oder 1548 Erwachsenen, welche mit 20km/h unterwegs sind!

Bei einer Vollbremsung aus Tempo 120 muss diese Bewegungsenergie innerhalb von Sekunden abgebaut werden – und das produziert viel Verschleiss.

Diese Massenkräfte arbeiten überall am Fahrzeug: Jede Beschleunigung, Verzögerung, Kurve, jeder Absatz oder Fahrbahnunebenheit besanspruchen die Komponenten eines Autos. Nicht nur Fahrwerksteile erfahren Abnutzung, sondern auch Getriebe- und Antriebsteile (Kupplung, Verteiler- und Hinterachsgetriebe, Antriebs- und Kardanwellen usw). Bei ruhiger Fahrt auf der Autobahn ist der Verschleiss bis zu 100 Mal geringer als im hektischen Stadtverkehr! Das gilt es vor Augen zu halten.

Zum Motor: Obschon er am Stammtisch das Topthema ist, wenn es um Verschleiss am Auto geht, ist er – gute Pflege vorausgesetzt – eine der letzten Komponenten, welche kaputt gehen und das Ende eines Autolebens bedeuten. Die allerwenigsten Autos, welche heutzutage  in der Schweiz nicht mehr wirtschaftlich betrieben und daher verschrottet (oder exportiert) werden, haben einen defekten Motor: In der Regel ist es die Summe anderer zu ersetzender Teile, welche eine Aufbereitung für die Motorfahrzeugkontrolle unrentabel macht.

Was viele Leute nicht wissen: Hat das Motorenöl einmal seine optimale Betriebtemperatur erreicht, schützt der Ölfilm auf den mechanisch stark beanspruchten Teilen (v.a. im Ventiltrieb sowie an der Kurbelwelle) diese so gut, dass sie kaum messbaren Verschleiss haben. In der Kaltstart- und Warmlaufphase sieht dies dagegen anders aus, da das Öl bei niedrigeren Temperaturen – und damit meinen wir nicht die Aussentemperaturen, sondern die Differenz zwischen Temperatur beim Start (-10 bis 30Grad ) und der Betriebstemperatur von rund 100 Grad des Motorenöls – dickflüssiger ist und seine Schmiereigenschaft noch nicht vollständig entfalten kann. 

Die Kaltstart- und Warmlaufphase bis zur Erreichung der Betriebtemperatur (was im Winter je nach Modell bis zu 20 Minuten dauern kann) verursacht im Motor  gleich viel Verschleiss, wie 200km Autobahnfahrt im betriebswarmen Zusand! Der Kurzstreckenverkehr belastet den Motor erheblich stärker…

Verschleiss am Fahrzeug lässt sich demnach durch eine ruhige, vorausschauende Fahrweise ohne abrupte Fahrmanöver reduzieren. Wenn man dazu noch richtig plant und dadurch Kurzstreckeverkehr möglichst vermeiden kann, wird die Motorabnutzung – wie auch die Schadstoffbelastung für die Umwelt  – weiter gesenkt. Vollsynthetische Motorenöle, welche bereits bei niedriegeren Motorentemperaturen verbesserte Schmiereigenschaften haben, helfen zusätzlich und reduzieren zudem noch den Treibstoffverbrauch.


Top